Seien wir uns doch ehrlich, wir alle bekommen gerne Geschenke… Das war doch das Höchste als Kind unter dem Christbaum. Und auch später waren Geschenke noch eine super Sache. Sofern man denn auch Verwendung für sie hatte. Als Teenager bis etwa Mitt-Zwanziger war es lustig Geschenke zu machen, die vielleicht nur bedingt von Wert für den Beschenkten, aber umso lustiger für die Beschenkenden waren. Und solche Geschenke haben wir im Freundeskreis einige gemacht. (Das eine oder andere Aufblasbare ginge vielleicht noch als Auftriebskörper im Schwimmbad, aber sicher nicht unter den Augen der wachsamen Mamis und des Bademeisters als für die Öffentlichkeit geeignet durch.) Und heute? Heute hat mein Freundeskreis Wohnungen und Beziehungen und vereinzelt Kinder. Und wir hatten alle so viel Glück in unserem bisherigen Leben, dass es uns allen gut geht. Es braucht also nicht die x-te Partyschürze für „den Mann, der alles kann“ oder ein Schnapsglasset für „die Frau, die gern was kurzes hat“. Wir haben auch die besagten Wohnungen eingerichtet, die Lava-Lampen sind verschwunden und dafür freut man sich über die großen Kühlschränke (ernsthaft!). Also kein Bedarf mehr an Ikea-Gutscheinen oder Geschirrsets. Und auf einmal wird das Geschenkekaufen zur Arbeit. Ich, als Exil-Braunauer in Linz, torkle mit den anderen Geschenks-Knechten durch die Landstraße und versuche Sachen zu ergattern, die persönlich (also keine Gutscheine) und doch nützlich (also doch wieder Gutscheine vielleicht?) sind. Und dann weiß ich eigentlich gar nicht, wie es denn meinen Freunden momentan geht. Brauchen sie überhaupt gerade mein Geschenk? Könnten sie etwas anderes viel besser brauchen? Vielleicht das nette Büchlein mit buddhistischen Weisheiten da drüben? Macht sich gut auf der Eingangskommode, am Schuhschrank, neben den anderen Büchern, die keiner liest, im Regal oder wegen des netten Einbands neben der Seife am stillen Örtchen. Oder, und da greife ich jetzt auf die Überschrift zurück, ich versuche endlich wieder Zeit mit meinen Freunden zu verbringen. Denn dann wüsste ich wie es ihnen geht. Was gerade im Job so los ist, wie viel die Kinder schon wieder gewachsen sind und ob der kaputte Kühlschrank schon repariert wurde. Und ich wüsste wie es ihnen, meinen Freunden, persönlich geht. So mit all dem was sich im Alltag so abspielt und angesammelt hat. Und dass sie gerade nichts Materielles brauchen können, aber mal wieder Skifahren wie vor drei Jahren wäre lustig, oder fortgehen wie früher oder ein Wochenende in Prag oder ein Konzertbesuch (Ein Glühwein am Christkindlmarkt von braunaumobil?). Nichts Materielles vielleicht, aber ein Erlebnis mit Menschen, die man gerne um sich hat als Geschenk. Denn ich glaube, das können wir alle hin und wieder brauchen. Da reicht’s auch, wenn’s im Endeffekt dann „nur“ ein Gruppenfoto von diesem Erlebnis gibt, das dann materiell übrig bleibt.
Eine schöne und besinnliche Vorweihnachtszeit mit nachhaltigen Grüßen,
Euer Team von braunaumobil
P.S: Wer sich, wie der Autor, für den „neuen“ Minimalismus und bewusste Lebensführung interessiert, dem werden die beiden Blogs www.theminimalists.com (in Englisch) und www.einfachbewusst.de (auf Deutsch) ans Herz gelegt.
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